Instrumente
Carl Mand aus Koblenz, war einer der fortschrittlichsten Klavier- und Flügel-Hersteller. Die Qualität gut erhaltener Carl Mand Flügel ist von anderen Herstellern nahezu unerreicht geblieben. Nicht umsonst gelang es Ihm in 25 Jahren 31 nur allererste Preise zu gewinnen. Dies waren Goldmedaillen auf Weltausstellungen und Ehrenauszeichnungen für seine gute Arbeit. Nach dem Tod von Carl Mand Junior zerfiel die Firma langsam. Somit sind uns heute, nach der langen Zeit, nur noch wenige Instrumente erhalten geblieben. In Zusammenarbeit mit Künstler wie Joseph Maria Olbrich entstanden Instrumente wie die MandOlbrich Flügel, die heute hohe Seltenheitswerte besitzen.
Carl Mand's neurer Glockenflügel
Zeitschrift für Instrumentenbau 1902-1903 S.972f
Die Hofpianofortefabrik con Carl Mand in Koblenz ist jüngst mit einem patentierten Glockenflügel von nur 1,48 m Länge, der jetzt als der kleinste kreuzsaitige Flügel gelten muß, an die Öffentlichkeit getreten. Die Fabrikation symmetrischer Flügel ist nichts neues und hat schon vor Jahrzehnten mehrere Fabrikanten des In- und Auslandes beschäftigt.
Was aber an Mands Glockenflügel neu ist, ist seine glockenartige Form und die zirkelrunde Gestaltung seines Resonanzbodens. Die hierdurch erzielte Einwirkung auf den Ton soll, wie man uns mittelt, eine außerordentlich günstige sein, so daß das Instrument in klanglicher Beziehung einem Salon- oder Stutsflügel von weit größeren Dimensionen gleichkommt. Ganz besonders fällt dabei ins Gewicht, daß dieser kleine Mandsche Glockenflügel sich bequem in keinen Räumen plazieren läßt und dabei, wie Fig. 1 zeigt, doch außerordentlich graziös aussieht.
Fig. 2 zeigt die innere Konstruktion dieses Glockenflügels. Man sieht hier, wie durch die sinnreiche Verteilung der Stege, trotz der Kürze des Instrumentes, eine beträchtliche Saitenlänge erzielt wird.
Die Berippung besteht aus T förmig gekehlten Rippen und dazwischen liegenden langen Klangstäben, wie sie nach dem Carl Mand erteilten Patent von der Firma schon seit Jahren bei ihren Flügeln und Pianinos mit Erfolg verwendet werden.
Die Pianistin Frl. Henriette Schelle
spielt den von Carl Mand, Kais. Kgl. Hoflieferant in Coblenz, dem Kölner Männergesangsvereine gewidmeten Konzertflügel.
Der Mandolbrich-Flügel und die Darmstädter Künstler-Kolonie.
Zeitschrift für Instrumentenbau 1900-1901 S.676ff
Vierzehn fleiß'ge Hände regen
Helfend sich im muntern Bund
Und im feurigen Bewegen
Werden alle Kräfte kund.
Wem gehören diese vierzehn fleißigen Hände? Sieben Künstlern, genannt Joseph Olbrich, Rudolf Bosselt, Christiansen, Ludwig Habich, Peter Behrens, Patriz Huber, Paul Bürck, ihres Zeichens der Reihenfolge nach Meister der Architektur, der Plastik, des Flach – Ornaments, der Bildhauerkunst, des Möbelbaues und der Kunststickerei. Ihr Protektor ist kein Geringerer, als Se. Königl. Hoheit des Großherzog von Hessen, der das schöne Wort „es soll der Künstler mit dem König gehen" praktisch übersetzt hat. Auf dem sonnenbeglänzten Gebiet der Mathildenhöhe in Darmstadt schuf er ihnen ein Künstlerheim, dessen Hauptanziehungspunkt das Ernst Ludwig Haus, die gemeinschaftliche Werkstätte künstlerischen Schaffens bildet. Außerdem hat jeder der vorgenannten Meister sich dort sein eigenes Heim errichtet, das vom Dachziegel bis zum Fußbodenbelag das Gepräge der künstlerischen Individualität seines Erbauers trägt. Diese gemeinschaftliche Schaffensstätte des Siebengestirns am Himmel der Kunst, genannt die Darmstädter Künstler-Kolonie, liegt inmitten herrlicher Parkanlagen; eine weihevollere Berüheungstätte der hehren Kunst mit der Mutter Natur könnte man sich kaum denken. Hier steht die Wiege einer neuen Richtung in der dekorativen Kunst, welche weder mit den klassischen Stilarten noch mit dem Jugendstil fraternisirt, sondern eine eigene Linie wandelt; hier quillt ein Quickborn wahrer, echter Kunst, der sich fruchtbringend in alle Lande ergießen wird. Frei von Sorgen, allen hemmenden Einflüssen des Erdenwallens entrückt, konnte jeder Künstler hier in größter Schaffensfreudigkeit seine Werke ersinnen und der Vollendung entgegenführen.
Der Mandolbrich-Flügel
Zeitschrift für Instrumentenbau 1900-1901 S.885
In No. 26 dieser Zeitschrift (vom 11. Juni 1901) brachten wir einen Artikel über die Eröffnung der Darmstädter Künstlerkolonie und eine Beschreibung des bei dieser Gelegenheit im Spielhause der Kolonie vorgeführten Mandolbrich-Flügels, der nach dem Entwurfe des Professors Olbrich von der rheinischen Hofpianofabrik Carl Mand in Koblenz für den Musiksalon Sr. Kgl. Hoheit des Großherzogs von Hessen erbaut worden war. Wir konnten damals unseren Lesern nur eine Innenansicht des Instrumentes geben. Heute sind wir in der Lage, ein Gesammtbild zu bringen, so daß sich jeder einen Begriff von der Form und der Ausstattung des Flügels machen kann.
Wir wollen es dahin gestellt sein lassen, ob die achteckige symmetrische Form des Flügels und der eigenartige Unterbau nach Jedermanns Geschmack sind. Heute, wo wir uns in einer Umbildung und Neugstaltung der Stylformen befinden und wo so Verschiedenartiges geschaffen wird, hat jede Richtung der modernen Kunst ihren größeren oder kleineren Kreis von Verehrern und Anhängern, und der Klavierfabrikant muß dem Rechnung tragen. So hat auch der Mandolbrich-Flügel bereits Freunde und Verehrer gefunden, wie schon verschiedene Nachbestellungen bei der Fabrik beweisen.
Eine nochmalige Beschreibung des Instrumentes können wir uns ersparen, wir verweisen deswegen auf den Eingangs erwähnten Artikel in der Nummer vom 11. Juli d. J. unserer Zeitschrift.
Carl Mands Eck – Glockenflügel
Zeitschrift für Instrumentenbau 1904-1905 S.806
Das Bestreben vieler Flügelfabrikanten ist durch die Anregung, die Carl Mand in Coblenz durch seinen nur 1,48 m langen Glockenflügel gegeben hat, während der letzten 2 Jahre darauf gerichtet gewesen, einen Flügel zu bauen, der möglichst kurz ist. Auch das Ausland hat sich diesen Bestrebungen angeschlossen. Nun ist es in Fachkreisen längst bekannt, daß naturgemäß diesen kurzen und überkurzen Flügeln die sonore Breite der Bässe fehlt, wenn auch dem Glockenflügel eine Mittellage und Höhe von großer Tonschönheit gegeben ist. Diesem Mangel in der Baßpartie, der seine natürliche Erklärung in der Kürze der Baßsaiten findet, da dieselben nicht länger sind wie bei einem nur 1,20 m hohen Pianino, und den ja mancher Klavierspieler in Kauf nimmt, um den heute modernen Flügel plazieren zu können, hat Carl Mand durch den heute erfundenen und patentierten Eckflügel in glücklicher Weise abgeholfen ( Abbildg. 1).